Die Karawanserei der Ägypter in Tripoli, Libanon
Ziel des Projekts 2023-2026
Die 700 Jahre alte Karawanserei wird mit Schweizer und internationaler Aufbauhilfe baulich instand gestellt und wieder zum einladenden Gasthof.
Ein neuer Treffpunkt entsteht – auch für Touristen.
Der Khan (=die Karawanserei)
Die Karawanserei ist Teil des bunten und quirligen Souqs, im orientalischen Markt. Sie liegt im Herzen der Altstadt von Tripoli. Hier entsteht ein neues Zentrum: mehr Leben, mehr Sicherheit.
Die Partner
Die Eigentümer, das Kulturministerium, die Antikenbehörde, der Stadtpräsident, die Handelskammer, und nicht zuletzt der Mufti und die islamischen Stiftungen sind mit im Boot.
Miteigentümer-Gemeinschaft
Wichtige Entscheidungen fällt die Generalversammlung der Miteigentümer. Der Verein der Miteigentümer wurde gegründet am 29.1.2020. Der Vorstand der Miteigentümer-Gemeinschaft hat sich konstituiert am 28.10.20. (Alle Akten in Tripoli notariell registriert).
Projekt in Tripoli: die Karawanserei Khan el-Masriyyin renovieren & Gasthaus "Roxelane" schaffen
Mission
- Attraktivität der Altstadt verbessern für Einheimische und Touristen
- Sicherheitslage verbessern (Nährboden f. lokale Gangs austrocknen)
- Erhaltung islamisches Architekturerbe für Stolz auf Identität (statt Auswanderung als Ziel für Junge)
- Revitalisierung des Khans
- Ausbildung syrischer Flüchtlinge
konkretes Ziel
- Gebäude sanieren & renovieren (öffentliche Aussenräume, Infrastruktur, Fassaden, Dach, Hof)
- Wasser & Strom zu jedem Raum
- Solaranlage zu Eigenversorgung
- nur baubiologische Materialien
- Obergeschoss für Hotelbetrieb vorbereiten
- Erdgeschoss mit bestehenden und neuen Läden
- Innenhof attraktiv machen für Gastronomie (Pläne bestehen)
Conditio sine qua non
- Ohne Gasthaus ist das Projekt sinnlos, da Tendenz zum Rückfall besteht.
- Renovation ist nur sinnvoll, wenn das Hotel durch motivierten Geschäftsführer betrieben wird.
schon erreicht
- Pläne und Doku heutiger Zustand erstellt, Archive konsultiert
- Eigentümer identifiziert (600)
- Eigentümerversammlung gegründet
- Vorstand konstitutiert, Präsident gewählt
- Partner eingebunden
- über 4 Jahre viele Kontakte etabliert
- Vorprojekt ausgearbeitet
- Trägerverein gegründet
Stolpersteine
- Rechtliche Fragen im OG klären (unerreichbare Eigentümer, unverteilte Erbschaften, Mietverträge)
- bestehenden Seifensieder Charkass im OG vertraglich einbinden
- bestehenden Stromversorger von Solarenergie überzeugen
- Seifenverkauf im EG regulieren
- Beteiligung der Eigentümer an zukünftigen laufenden Ausgaben regeln
nächste Schritte
- Baugesuch ausarbeiten
- Finanzierung bis Baueingabe sichern (200’000 USD)
- Investor für Hotel suchen
Kosten
- Renovation 2.6 Mio. USD à fonds perdu
- Investition Hotel 0.4 Mio. USD
Amortisation
- Renovation als Aufbauhilfe (à fonds perdus)
- Investition Hotel: 10 Jahre
Partner
- Grosse Mehrheit der Eigentümer
- Stadtpräsident
- Chef der Stadtpolizei
- Handelskammer
- Islamische Immobilienstiftung (und damit die religiöse Autorität)
- Nationale Denkmalpflege
- Kulturministerium
Gewinn
- für alle: Lichtblick & Zuversicht, historische Architektur wertschätzen
- für Tripoli: Attraktivitätssteigerung der Altstadt: Touristen können übernachten statt abends nach Beirut zurück.
- Arbeitsplätze, Umsatz
- für syrische Flüchtlinge: Weiterbildung und Chancen beim Wiederaufbau in Syrien
- für Region Nord-Libanon: Leuchtturmprojekt Solarenergie statt Öl verbrennen für Strom
- für Wissenschaft & Forschung: Detailkenntnisse
- für Eigentümer & NachbarSouks: Umsatzsteigerung, Werterhalt der Immobilien, Bereitschaft für neue Investitionen
- für Hotelinvestor: ca. 4% p.a. auf investiertes Kapital
Projekt in Tripoli: die Karawanserei Khan el-Masriyyin renovieren & Gasthaus "Roxelane" schaffen
Mission
- Attraktivität der Altstadt verbessern für Einheimische und Touristen
- Sicherheitslage verbessern (Nährboden f. lokale Gangs austrocknen)
- Erhaltung islamisches Architekturerbe für Stolz auf Identität (statt Auswanderung als Ziel für Junge)
- Revitalisierung des Khans
- Ausbildung syrischer Flüchtlinge
schon erreicht
- Pläne und Doku heutiger Zustand erstellt, Archive konsultiert
- Eigentümer identifiziert (600)
- Eigentümerversammlung gegründet
- Vorstand konstitutiert, Präsident gewählt
- Partner eingebunden
- über 4 Jahre viele Kontakte etabliert
- Vorprojekt ausgearbeitet
- Trägerverein gegründet
nächste Schritte
- Baugesuch ausarbeiten
- Finanzierung bis Baueingabe sichern (200’000 USD)
- Investor für Hotel suchen
Kosten
- Renovation 2.6 Mio. USD à fonds perdu
- Investition Hotel 0.4 Mio. USD
Partner
- Grosse Mehrheit der Eigentümer
- Stadtpräsident
- Chef der Stadtpolizei
- Handelskammer
- Islamische Immobilienstiftung (und damit die religiöse Autorität)
- Nationale Denkmalpflege
- Kulturministerium
konkretes Ziel
- Gebäude sanieren & renovieren (öffentliche Aussenräume, Infrastruktur, Fassaden, Dach, Hof)
- Wasser & Strom zu jedem Raum
- Solaranlage zu Eigenversorgung
- nur baubiologische Materialien
- Obergeschoss für Hotelbetrieb vorbereiten
- Erdgeschoss mit bestehenden und neuen Läden
- Innenhof attraktiv machen für Gastronomie (Pläne bestehen)
Stolpersteine
- Rechtliche Fragen im OG klären (unerreichbare Eigentümer, unverteilte Erbschaften, Mietverträge)
- bestehenden Seifensieder Charkass im OG vertraglich einbinden
- bestehenden Stromversorger von Solarenergie überzeugen
- Seifenverkauf im EG regulieren
- Beteiligung der Eigentümer an zukünftigen laufenden Ausgaben regeln
Amortisation
- Renovation als Aufbauhilfe (à fonds perdus)
- Investition Hotel: 10 Jahre
Gewinn
- für alle: Lichtblick & Zuversicht, historische Architektur wertschätzen
- für Tripoli: Attraktivitätssteigerung der Altstadt: Touristen können übernachten statt abends nach Beirut zurück.
- Arbeitsplätze, Umsatz
- für syrische Flüchtlinge: Weiterbildung und Chancen beim Wiederaufbau in Syrien
- für Region Nord-Libanon: Leuchtturmprojekt Solarenergie statt Öl verbrennen für Strom
- für Wissenschaft & Forschung: Detailkenntnisse
- für Eigentümer & NachbarSouks: Umsatzsteigerung, Werterhalt der Immobilien, Bereitschaft für neue Investitionen
- für Hotelinvestor: ca. 4% p.a. auf investiertes Kapital
Conditio sine qua non
- Ohne Gasthaus ist das Projekt sinnlos, da Tendenz zum Rückfall besteht.
- Renovation ist nur sinnvoll, wenn das Hotel durch motivierten Geschäftsführer betrieben wird.
Fotos von Gebäudekomplex und Innenhof
Khan vor dem Umbau von aussen (Stand 5.2018)
Innenhof vor dem Umbau (Stand 5.2018)
Obergeschoss vor dem Umbau (Stand 5.2018)
Souk
Pläne NACH Renovation (provisorisch)
Erdgeschoss
3D-Rendering Innenhof nach Umbau
Obergeschoss
Projektbroschüre (29 Seiten)
Projektbeschrieb kurz
3.11.2022
Renovation und Umnutzung der Ägypter-Karawanserei in Tripoli
Ziel des Projekts
Die Karawanserei (arabisch: khan) von ca. 1320 mit zwei Geschossen, Innenhof und Brunnen misst 28m im Quadrat (5’000m3 umbauter Raum). Sie diente zu Zeiten der Seidenstrasse als Warenlager und Händler-Unterkunft. Heute gibt es im Untergeschoss kleine Läden. Das Obergeschoss ist – bis auf die kleine Seifen-produktion – leer. Der Innenhof dient als Abfalldeponie. Das ist der Bedeutung des Baus nicht angemessen. Er soll renoviert und neu belebt werden; oben soll ein kleines „Boutique-Hotel“ mit acht Gästezimmern entstehen, unten wird es alte und neue Geschäfte geben. Das Projekt hat gute Erfolgschancen: die jetzigen Eigentümer und Mieter bleiben, leere Räume werden neu gewerblich genutzt. Der Hotelmanager wird schon aus Eigeninteresse dem öffentlichen Raum Sorge tragen. Wichtig ist, angestammte Rechte nicht zu tangieren und den Khan nachhaltig und kommerziell gesund zu betreiben. Leider ist z.B. ein Kulturzentrum deshalb nicht machbar, da nicht finanzierbar. Das Projekt wird – auch nach der Bauphase – einige Arbeitsplätze generieren. Es ist jedoch in erster Linie Zeichen für gelingenden Wiederaufbau im gebeutelten Land und steht unter den Leitsätzen: „die vernachlässigte Altstadt aufwerten und die öffentliche Sicherheit verbessern“, „nachhaltig und kaufmännisch selbsttragend“. Nicht nur direkt Betroffene werden profitieren, das Projekt wird in die Stadt ausstrahlen sowie Touristenbesuche und Übernachtungen auslösen. Es ist ein Zeichen gegen die grassierende Hoffnungslosigkeit im Land, aus dem die Jungen auswandern.
Stand der Dinge Ende 2022, Budget und nächster Schritt
Deshalb hat der Ethnologe und Umbauspezialist Frank Beat Keller nach viel Vorarbeit den Verein „Les Ami·e·s du Khan“ gegründet. Dieser ist als gemeinnützig anerkannt und trägt das Projekt. Im Winter 2022/23 sind nun alle Vorbedingungen für das Baugesuch erfüllt, viele persönliche Beziehungen mit Hilfe von Youssef Dabliz etabliert und ein tragfähiges Netzwerk ist geschaffen. Deshalb hat Keller den lokalen Architekten Bassem Zawdeh mit der Ausarbeitung der nötigen Unterlagen beauftragt. Keller (*1951) verfügt über 30 Jahre Erfahrung im Umbau denkmalgeschützer Objekte; Zawdeh (*1992) hat im Libanon studiert und sich als Denkmalpfleger weitergebildet. Die Renovation wird ca. 2.5 Mio.USD kosten und 2026 beendet sein. Um nach dem Umbau gut zu funktionieren, braucht es ein Hotel. Sein Betreiber hat Interesse daran, dass auch die öffentlichen Räume des Khans attraktiv und sauber bleiben. Der Investor und Betreiber, der die Kosten der Inneneinrichtung tragen wird, kann erst gesucht werden, wenn die Renovation gesichert ist. Alle bisherigen Ausgaben wurden von Keller privat vorfinanziert; für den nächsten Schritt „Projektvorbereitung und Baubewilligung“ braucht der Verein nun 200’000 USD. (Detailliertes Projekt mit Grundrissen, Fotos, Renderings, Budget, Adressen: https://karawanserei-tripoli.ch)
Die heutige Situation im Khan
Das Erdgeschoss hat 26 Räume (je 3-38m2 gross), das Obergeschoss ebenfalls 26 (je 4-20m2). Die ab-schliessbare Nutzfläche (ohne Arkaden, Treppen, Durchgänge, Innenhof) beträgt 600 m2 im EG und 400m2 im OG. Niemand wohnt im Khan; nachts wird er geschlossen. Heute ist die tragende Struktur des Khans mitsamt allen Gewölben grundsätzlich intakt, das Gebäude wurde jedoch vernachlässigt und ist in sehr schlechtem Zustand: das Dach rinnt, die Oberflächen (Wände, Decken, Böden) sind zerschlissenen oder verrusst. Die Räume sind verlottert, einige seit Jahrzehnten ungenutzt. Nur wenige Läden im Erdgeschoss wurden von ihren Eigentümern saniert. Freihängende Strom- und Videokabel sowie verrostetes Eisen prägen das Bild, von aussen als auch den Innenhof. Unten gibt es zwei Sanitär-räume, oben einen Ablauf. Die Räume im EG werden heute als Geschäfte (Textil, Seife, Schuhe, Wäsche, Elektro, Kupferwaren, Strom) oder als Lager (für Läden im benachbarten Markt) genutzt; einige sind leer. Einige Eigentümer nutzen sie selbst, einige haben Mieter mit Verträgen aus der Zeit des Protektorats, andere solche nach neuem Recht. Im OG werden fünf Räume vom traditionsreichen Seifenproduzenten Charkass genutzt (Produktion, Lager, Abfalldepot, Verkauf); einige hat er gemietet, andere nutzt er ohne Vertrag; die weiteren Räume sind leer.
Eigentümerschaft
Das Grundbuch verzeichnet 600 verschiedene Eigentümer; einzelne besitzen nur 1/2’400 oder 2/2’400 eines Stimmrechts, andern einen ganzen Raum (2’400/2’400). Fast alle Eigentümer leben in und um Tripoli. Es gibt verschiedene unverteilte Erbschaften. Keller hat für fast jeden Raum eine Person oder eine Anwältin identifizieren können, die mindestens 1201/2400 repräsentiert und damit das Stimmrecht ausüben kann. Die Güterverwaltung der islamischen Stiftungen in Tripoli („awqaf“) besitzt Entscheidungskompetenzen über etwa zwei Drittel der Räume und hat das Recht, bei Handänderungen Gebühren zu erheben.
Das Renovations- und Umnutzungsprojekt wird breit unterstützt
Keller hat seit 2018 Tripoli regelmässig besucht, wurde Eigentümer eines Raums (14m2) und gewählt als Präsident der von ihm neugegründeten Miteigentümer-Gemeinschaft. Alle wichtigen Entscheide werden in Zukunft an den Generalversammlungen mit Mehrheit der 54 Stimmrechte getroffen. Im schon bestimmten Vorstand sitzen Persönlichkeiten aus Politik, Universität, „alten Familien“ und Gewerbe. Einzelne Eigentümer denken schon über Projekte für die Zeit nach der Renovation nach (Cafés im Innenhof, etc). Das Vorhaben stösst auf grosses positives Echo und breite Akzeptanz, lokal und national. Mit Empfehlungs-schreiben haben sich zu Gunsten des Projets ausgesprochen: der ehemalige und der jetzige Stadtpräsident, der Präsident der Handelskammer, der Direktor der nationalen Antikenbehörde in Beirut (Kulturministerium) und der Chef der Liegenschaftenverwaltung der islamischen Stiftungen Waqaf (als Sprecher des Mufti). Die Unterstützung durch die religiöse Autorität ist für die stark religiös ausgerichtete Bevölkerung der Altstadt eminent wichtig. (Alle Dokumente downloaden: hier). Der Geschäftsführer der Waqaf hilft mit Rat und Tat; die nationale Institution CDR (Council for Development and Reconstruction) unterstützt mit Plänen, Ideen, Dokumentation, und bezüglich Materialien. Das CDR hat im ganzen Land viele ähnliche Projekte betreut. Die Université Libanaise, hat die Resultate früherer Studien zur Verfügung gestellt (Planunterlagen), die osmanischen Gerichte in Tripoli haben ihre Archive geöffnet. Die Botschaft der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Beirut hat logistische Unterstützung zugesichert. Der heutige Premier Najib Mikati wurde anlässlich zweier Audienzen in 2019 und 2020 informiert.
Zur Geschichte des Khans – erbaut um 1320
Die Karawanserei wurde von den Mameluken erbaut und steht unter nationalem Denkmalschutz. Die Mameluken hatten die alte Hafenstadt Tripoli (heute „el-Mina“) von den Kreuzrittern erobert und verlegten die Stadt von der Küste weg 5km ins Inland an den Fuss des Burghügels, wo es damals eine christliche Siedlung gab. Die Stadt am Hafen, sei zu schlecht zu verteidigen. Der Khan steht an der Kreuzung zweier wichtiger Überlandrouten, Beirut–Homs und Damaskus–Beka’a–Meerhafen. Hier überquerte man seit Jahrtausenden den Fluss Abu A’li und von hier gelangte man auf den Hügel, wo sich eine Kultstätte befand. Auf dem heutigen Zitadellenhügel standen verschiedene Heiligtümer, ein Gott löste den andern ab. Deshalb ist es höchst wahrscheinlich, dass an seinem Fusse seit mindestens dreitausend Jahren Bauten für die Versorgung der Pilger gestanden hatten, von denen jedoch nichts mehr zu sehen ist. Hier befand sich das Zentrum der Stadt.
Das Architekturerbe der Mameluken in der Hafenstadt der Seidenstrasse
Heute ist Tripoli – nach Kairo – die Stadt mit den meisten Zeugnissen mamelukischer Baukunst. Viele Moscheen und Koranschulen wurden anfangs des 14. Jahrhunderts erbaut; daneben auch einige profane Gebäude. Das Hamman Ezzedin von ca.1296 (heute nicht mehr in Betrieb) sowie die Moschee el-A’attar von 1350 (auf Fundamenten einer frühchristlichen Kirche) befinden sich in der nächsten Umgebung des Khans. Sie stehen ebenfalls unter Denkmalschutz. Die Bauten zeigen die typischen im schwarz-weissen Ablaq-Stil dekorierten Fassaden. Dieser Baustil stammt aus Damaskus und wurde ab dem 14. Jh. rasch in Venedig (Dogenpalast), Pisa (schiefer Turm) und Florenz (Kathedrale) und später von dort aus weltweit kopiert. Die Mameluken eroberten von Norden her Syrien und Palästina bis nach Ägypten, ein reger Handel wurde etabliert: ägyptische Baumwolle gegen Schafe aus der Levante und gegen Stoffe und Gewürze, die auf Kamelen entlang der Seidenstrasse aus Persien, dem Golf und Innerasien kamen. Der Khan wurde als Herberge und Warenlager gebaut und befestigt. Das beweisen die Schiessscharten. Sie schützten Händler und Waren über Wochen und Monate, bis ihre Partner im nahen Hafen oder aus der Wüste ankamen. Die Waren wurden im Erdgeschoss des Khans abgeladen, aufbewahrt und verhandelt, die Kamele am Brunnen getränkt und in die nahen Ställe gebracht. Die Händler schliefen im Obergeschoss in den kleinen Räumen.
Die osmanische Eroberung im 15. Jahrhundert – der Khan gehört der Favoritin Suleimans
Erst zweihundert Jahre später gibt es schriftliche Zeugnisse. Ein Kaufvertrag aus den Osmanischen Scharia-Gerichtsarchiven von Tripoli beschreibt einen Raum als Teil der religiösen Stiftung (Waqf) der „Haseki Sultan“, der Favoritin des Sultan“. Im Abendland war sie als Roxelane (ca.1503-1558) bekannt. Sie war als Mädchen in der heutigen Ukraine geraubt worden, um 1514 auf dem Kurtisanenmarkt in Konstantinopel vom osmanischen Herrscher „Süleiman dem Prächtigen“ gekauft. Im Harem stieg sie wegen ihrer Fähigkeiten bald zu seiner Lieblingsgefährtin auf – vor seinen legitimen Gattinnen. 1534 liess er sie frei, um sie heiraten zu können. Sie hatte ihm um 1521 schon den ersten gemeinsamen Sohn geboren. Dann wurde sie zu seiner nahen und einflussreichen Partnerin, wie die erhaltene Liebeskorrespondenz in den Topkapi-Archiven (Istanbul) bezeugt. Als Ratgeberin wurde sie zur mächtigsten Frau der damaligen Welt, wirkmächtiger als die Königinnen von England und Spanien oder als die Kaiserinmutter in China. Roxelane war im ganzen osmanischen Reich aktiv und förderte am Sufismus orientierte religiöse (Aus-) Bildungsstätten in Konstantinopel, Damaskus, Jerusalem, Kairo und Mekka. Weiter subventionierte sie wohltätige Institutionen und kümmerte sich um ihre Restaurierung. Später erst wurden die Arkaden der Karawanserei im Erdgeschoss geschlossen und mit den Lagerräumen zusammengelegt. In osmanischer Zeit wurden die Märkte (souqs) entlang der früheren Durchgangswege immer wichtiger, und die Karawanserei verschmolz mit ihnen.
Zusätzlicher Mehrwert: Aus- und Weiterbildung für syrische Flüchtlinge
Der Stadtpräsident von Tripoli ist explizit einverstanden, dass auf der Baustelle syrische Flüchtlinge ausgebildet werden, die sich beim späteren Wiederaufbau in Syrien nutzbringend einbringen können. Architekt Zawdeh hat schon ähnliche Vorhaben fachlich begleitet; für allgemeine Fächer ist die Mithilfe von zwei Libanesinnen mit Erfahrung in Weiterbildung für Erwachsene gesichert.
Glossar
Anmerkung: Dieses kleine Glossar dient zum besseren Verständnis der hier besprochenen Verhältnisse, ohne allgemeineren Gültigkeitsanspruch. Khan, Karawanenstation: Herberge und Lagerhaus für die Karawanen (für Kaufleute, Hilfspersonal, Kamele, Waren). Meist zweigeschossige, oft befestigte Gebäude mit grossem Innenhof und umlaufenden Arkaden. Sie wiesen kaum Öffnungen nach aussen hin auf, die Tore waren eisenverstärkt. Es wurden Verpflegung und verschiedene Dienstleistungen für Reisende angeboten sowie Wasser für die Tiere. Unten waren Waren eingelagert hinter Schloss und Riegel; das Hilfspersonal schlief vor den Lagerräumen. Oben übernachteten die Kaufleute und Karawanenchefs auf ihren eigenen Matten in kleinen Schlafräumen.
Karawanenstationen waren im Abstand einer Tagreise (meist 25-40km) entlang aller Karawanenstrassen zwischen Innerasien, Persien und im Orient bis zum Mittelmeer (und im Balkan) zu finden – sowie an den wichtigeren Endpunkten (wichtige Städte im Inland, Hafenstädte). Erst mit dem Verschwinden der Kamel-Karawanen verloren sie ihre Funktion. Kamele lagerten auf den grossen Innenhöfen; nur selten in Ställen, wie in hier beschriebenen Khan – direkt angrenzend ausserhalb des Gebäudes, an diesen angebaut. Mameluken: Von den ersten islamischen Herrschern, die den Nahen Osten vor der Jahrtausendwende erobert hatten, ausgebildete Militärs, die ab dem 12. Jh. eigene Reiche, insbesondere im Gebiet zwischen der heutigen Türkei und Ägypten aufbauten (sowie in Indien). Die Mameluken besiegten im Jahre 1260 die Mongolen, welche zuvor bis nach Syrien vorgestossen waren und bestimmten die Geschichte des vorderen Orients, bis sie von den Osmanen abgelöst wurden. Kreuzritter: Europäische Adelssprösslinge, die mit dem Segen der Kirche die islamischen Staaten im Nahen Osten angriffen und unterwarfen (1099 Eroberung Jerusalems). Rückzug nach Verlust aller besetzter Gebiete um 1300. Ablaq: Aus Syrien stammende Steinmetztechnik, die insbesonder schwarze Basaltquader mit beigen oder weissen Kalksteinblöcken abwechselte, teils als bunte um Gebäude laufende Bänder, oft an Torbogen und Gewölben bzw. Nischen an Fassaden. Von den Kreuzrittern nach Europa gebrachte Dekorationstechnik: Pisa, Florenz um 1300, bis ins 19. Jh. z.B. in Marseille und den USA an Kirchen weiterverwendet. Esch-Scham: arabische Bezeichnung für die – je nach Standpunkt Vorderer Orient, Naher Osten oder Levante genannte – Region im Osten des Mittelmeers, in etwa von Istanbul bis Kairo und von Haifa bis Damaskus. Seidenstrasse: Geflecht von hauptsächlich von Ost nach West bzw. umgekehrt verlaufenden Karawanen-wegen für den Warentransport von China via Innerasien nach Persien, Damaskus und zu den Hafenstädten am östlichen Mittelmeer. Hammam: Arabische öffentliche Badeanstalt in geschlossenem Gebäude, mit Waschräumen, Kalt-, Warm- und Heissdampfbädern. Zeitlich geschlechtergetrennt; seit Verbreitung von Duschen in Privatwohnungen vielerorts obsolet geworden, da nicht mehr rentabel. Schari’a: Islamisches Rechtsystem, Gerichtsbarkeit und Gericht, das im heutigen Libanon das Familienrecht (Ehe, Scheidung, Erziehungsberechtigung, Erbrecht) und einen Teil des Zivilrechts umfasst – neben dem säkularen Gericht, das sich u.a. um Strafrecht kümmert. Die Akten der osmanischen Gerichte sind nicht thematisch geordnet sondern als eine Art Tagebücher verfasst. Liegenschaftenkäufe wechseln also bunt mit Unterhaltsverpflichtungen und Erbstreitigkeiten, etc. ab; in früheren Jahrhunderten auch mit Strafsachen. Waqf: Der Schari’a unterstehende Stiftungen, bei denen meist Liegenschaften bzw. deren Ertrag vom Stifter für einen bestimmten Zweck bestimmt worden sind (z.B. für die Verpflegung der Pilger in einer Sufi-Herberge, für die Entlöhnung eines Muezzins, für den Betrieb einer bestimmten Koranschule oder für die Unterhaltskosten einer Moschee). Osmanen: Auf dem Gebiet der heutigen Türkei im 13. Jh. entstandenes Reich auf der Grundlage der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam, das ab 1451 mit der Eroberung von Konstantinopel zum Weltreich aufstieg und zur Zeit seiner grössten Ausdehnung vom Balkan bis nach Arabien und weit nach Zentralasien reichte. Der Libanon blieb bis zum Ende des 1. Weltkriegs unter osmanischer Herrschaft. Sufi: Spirituell ausgerichtete Bruderschaften oder „Orden“ bzw. Strömungen innerhalb des Islam mit meditativ-mystischer Ausrichtung. Die Sufis besassen und besitzen – auch in Tripoli – eigene Liegenschaften, wo Gläubige und Praktizierende zusammenkommen und sich weiterbilden. Kolonialzeit: Nach dem Untergang des osmanischen Reiches übernahmen die Siegerstaaten Frankreich und England verschiedene Mandate und Verpflichtungen in der arabischen Welt. Frankreich verwaltete den Libanon von 1919 bis 1945. In dieser Zeit boomte Tripoli als Tor zu Syrien. Die Stadt expandierte enorm. Stadtplanung, Kataster, Denkmalpflege und viele rechtliche Regelungen stammen aus jener Zeit.